Der Uhrmacher von Eva Braun

Von Bernard Da Costa. Aus dem Französischen von Karla Berkefeld. Deutschsprachige Erstaufführung.

Der Uhrmacher von Eva Braun

Eva Braun, eine unliebsame historische Figur, aber umgeben von einem Geheimnis, das bis heute fasziniert und abschreckt: Wie kann eine scheinbar so natürliche, fröhliche und lebenslustige junge Frau es akzeptieren, über viele Jahre hinweg die Mätresse des schlimmsten Diktators, den die Welt je gekannt hat, zu sein? Was veranlasste sie, ihm, als die Armeen Berlin belagerten und das Dritte Reich zerbrach, in den Bunker und in den Tod zu folgen?
Basierend auf historischen Fakten, versucht Bernard Da Costa in seinem Stück darauf eine Antwort zu geben.
Es ist belegt, dass Eva Braun eine leidenschaftliche Uhrensammlerin war und es hat sich als historische Tatsache erwiesen, dass sie, falls nötig, nie gezögert hat, wenn es sich um ihre Uhren handelte, die fachmännische Hilfe von Gefangenen aus den Konzentrationslagern in Anspruch zu nehmen, die imstande gewesen sind, sie zu einer Zeit zu reparieren, da Handwerker an die Front geschickt worden waren oder in der Rüstungsindustrie arbeiteten.

In dem Stück lässt Bernard Da Costa Eva Braun einen Uhrmacher aus dem Lager in Begleitung eines jungen Soldaten in den Bunker bringen und befiehlt ihm, ungeachtet seines Hungers, seines Durstes und seiner Müdigkeit, umgehend ihre Uhren zu reparieren. Obwohl nur noch wenige Tage zu leben, gibt sie die Hoffnung nicht auf, will der Tatsache nicht ins Auge sehen. Deswegen die Aufforderung an den Häftling, all ihre Uhren wieder in Gang zu setzen, in Erwartung des Endsieges.

Während ringsum die Bomben einschlagen, das Gewehrfeuer näher rückt und die Angst ihren Höhepunkt erreicht, verrichtet dieser Mann stumm sein Werk. Eine höllische Atmosphäre, voller Gefahr, Tod, Wahnsinn. Mittendrin, gespenstisch aber von überwältigender Präsenz, der Gefangene, der dadurch die Ungeheuerlichkeit einer menschenverachtenden Ideologie und die Gräueltaten einer Epoche vor Augen führt.

Inmitten dieser Apokalypse verwandelt sich der Uhrmacher allmählich in einen „schwebenden Mann“, ein würdigendes Beispiel von passiver Auflehnung und unerschütterlicher Standhaftigkeit, inspiriert von der berühmten Skulptur von Ernst Barlach, Symbol des triumphalen Widerstands aller Despotismen.

Dieses Stück ist aber vor allem dazu da, den Zuschauer zu fragen:
„Was macht es möglich, das Inakzeptable zu akzeptieren und menschliche Werte zu vergessen, um in der dunklen Seite unseres Verhaltens zu versinken?“
Eine Frage, die uns auf die Bedeutung der „Pflicht der Erinnerung“ in unserer Zeit zurückführt.

Produktion

Regie: Helmut Vitzthum
Regieassistenz: Diane Bilyk
Bühnenbild: Alois Ellmauer
Kostüme: Landestheater Salzburg
Maske: Elisabeth Dehmel

DarstellerInnen

Eva Braun: Lydia Nassall
Soldat: Daniel Pink
Gefangener: Christian Zink

Trailer

Fotocredit: © Jan Friese – www.blowup-studio.cc